Störgeräusche

Schwankende Stille

Störgeräusche entstehen auf metaphorischer Ebene, wenn sich etwas ’nicht gut anfühlt‘. Manchmal auch als Nebenerscheinung der Depression in Form eines Tinnitus, zum Beispiel. So entstand der Titel für dieses Projekt.
Die Depression in all ihrer Vielschichtigkeit ist eine der am meisten verbreiteten Krankheiten in Deutschland. Ungeachtet dieser Tatsache wird sie immer noch stigmatisiert und über sie zu sprechen fällt immer noch vielen an ihr erkrankten Menschen, aber auch unmittelbar und mittelbar betroffenen Angehörigen sehr schwer.

An diesem Punkt setzt dieses Projekt an. Diese Arbeit soll Außenwirkung erzielen, sei es in Form des im Rahmen meines Fotografie-Diploms realisierten Buchprojektes, als Blog-Beitrag oder auch gedruckt als Wandbilder im Rahmen einer Ausstellung (in Planung).

An dieser Stelle geht mein ganz besonderer Dank an die Mitglieder einer Depressions-Selbsthilfegruppe, die ihre ganz persönlichen Gedanken zur Depression aufgeschrieben haben und sich darüber hinaus auch noch für dieses Projekt von mir portraitieren ließen. Ihr seid einfach alle großartige Menschen und ich bin voller Respekt und Dankbarkeit, dass ihr eure ganz persönlichen Geschichten erzählt und damit genau das macht, was dieses Projekt auch erreichen will:

Dass über Depression gesprochen wird und dieselbe gesellschaftliche Beachtung findet, wie eine Erkältung, eine Krebserkrankung oder ein gebrochenes Bein.

Das Glück begreifen, dass der Boden, auf dem Du stehst, nicht größer sein kann als die zwei Füße ihn bedecken.

Franz Kafka

zwei Füße barfuß auf Steinen, stark farbig in Richtung blau grün und orange bearbeitet

Eine Depression sieht man den Betroffenen meist nicht an. Umso wichtiger ist es, sie zu thematisieren, wo es möglich und angebracht ist, über sie zu reden und dieser Volkskrankheit somit dort einen Platz einzuräumen, wo sie passiert: inmitten unserer Gesellschaft. Und dies erst recht in Zeiten, in denen gegenseitige Rücksichtnahme, Respekt und Empathie als Akt der Menschlichkeit immer mehr an Bedeutung zu verlieren scheinen.

Walburga, Jenni, Rudolf, Elke, Anke, Michael, Simone
reden über Depression …

Walburga, 57 Jahre, spricht über Depression
Jessi, 28 Jahre, spricht über Depression
Rudolf, 57 Jahre, spricht über Depression
Elke, 60 Jahre, spricht über Depression
Anke, 50 Jahre, spricht über Depression
Michael, 66 Jahre, spricht über Depression
Simone, 53 Jahre, spricht über Depression

Ich lade Sie ein, mich in diesem Beitrag auf der Reise von ‚INNEN‘ nach ‚AUSSEN‘ zu begleiten und wünsche mir, dass Sie diesen Beitrag teilen. Der Weg zu Menschen, die an Depression leiden, ist häufig nicht besonders weit. Dies wissen Sie entweder oder stellen es fest, wenn Sie einmal genauer hinter die schützenden Fassaden schauen.

Selbstportrait aus leicht von vorn aus der Vogelperspektive, die unbehaarte Stirn trägt ein Tapetenmuster aus Rosen
Schornsteinfeger-Miniatur in Eiswürfel gedruckt und durch zwei Löcher von einer Hand gehalten, Collagearbeit

Gedanken kreisen. Stets suchen. Nie finden. Hoffen. Wünschen. Sehnen. Halt es fest, Dein Glück. Und warte – bis es schmilzt, das ewige Eis …

faule Banane in makelloser Plastikbanane vor neutral gelbem Hintergrund, angeblitzt, wodurch leichte Schatten entstehen
total verschmutztes Feinripp-Unterhemd, ursprünglich weiß, jetzt von Schmutz überzogen windet sich in einem Baum, aufgehängt mit Wäscheklammern an regenbogenbunte Fäden, hart angeblitzt, Trash-Fotografie

Nur wer den Zugang zum Innersten findet, entdeckt die Kraft der Zerstörung und die Endlichkeit des Seins. Befreie Dich von Deiner Last – es ist so leicht, wie …
oder doch nicht … ?

Schemenhafter Umriss einer Tonfigur vor einem Kellerfenster, von außen dringt unheimliches blaues Licht ein, dunkle, gespenstische Stimmung
Rucksack mit schweren Steinen im Hintergrund, im Vordergrund angeblitzter Pflasterstein, ein Bild mit rot-weißer Absperrung, ein umgefallener Stuhl und ein Rohr aus Pappe ragt von hinten nach vorne

Gibt es auch etwas zwischen dem Abstieg in’s Dunkle; einem Leben, in dem das Licht kaum wahrnehmbar von einem fernen Ort herzukommen scheint, einerseits und dem abgelegten Rucksack mit Deinen Lasten und diesen einen Stein im Blick … ?

Mann steht mit dem Gesicht zur Wand, Halbportrait, entsättigte Farben, sepia-tönung
metallischer Hintergrund mit befrorenen Pflanzen in kaltem grün blau, rechts im Vordergrund Kontur eines Glases rot hinterlegt

In der Depression geht es oft um Wege, Abwege und Auswege. Schweigen, Reden und Ausreden.

Nahaufnahme einer rechten Gesichtshälfte, der Mann schaut auf den Rand einer schmierigen Scheibe, der Schatten des Randes läuft unter. seinem Auge, entsättigt, sepia
Doppelbelichtung einer menschlichen Hand, einmal groß und einmal klein, wie eine Kinderhand, gelb orange roter Farbverlauf

Geschärfter Blick zurück in die Zeit, in der die hilfesuchende Hand noch einem Kind gehörte. Wann fing alles an? Wann wird es enden? Wird es enden?

Kissen und Bettdecke aus zerknüllten unbeschriebenen Zetteln als Metapher für schlaflose Nächte
wirre Lichtmalerei
Nahaufnahme eines menschlichen Auges mit einem reflektierendem Ringlicht, stark gesättigte Farben in blau und magenta
Kurve einer Allee im Vordergrund, lange Gerade ins Licht, Zeitonfärbung in blau und orange

Störgeräusche

Nächtliche Gedanken kreisen. Immer wieder. Es wärmt Dich das unbeschriebene Blatt. Dein Kopf ist darauf gebettet. Nichts bleibt am Tag danach.
Der Kopf setzt seine Suche fort. Die Suche nach dem Weg ins Licht.

ein übergroßer antiker Schlüssel in der Hand eines Menschen; im Hintergrund eine Tür mit Klinke, aber ohne Schlüsselloch, negativ umgesetzt und ocker blau eingefärbt
Portrait eines Mannes, sitzend hinter einem Vorhang, nur die Arme sind zu sehen, mit beiden Händen setzt der Mann sich eine Brille auf, im Vordergrund rechts eine Vase mit gefüllten Tulpen in pink

Hilfen gibt es doch genug. Du musst sie nur annehmen. Dann ist alles ganz easy.

Mann mit roter Augenbinde sieht in einen Spiegel mit rotem Rahmen. Links ragt die rot eingefärbte Nase des nicht bespiegelten Originals ins Bild
kleine Pillen auf filzigem Untergrund führen wie eine Straße diagonal von vorne nach hinten, im Hintergrund leicht versetzt eine vollmondartige Lampe und diffuser Lichtschein

Was siehst Du? Womit siehst Du? Was ist real? Was ist Deine Wahrheit? Was schärft Deinen Blick? Und was trübt ihn? Wer zeigt Dir den Weg ins Licht?

menschliche Narbe in Großaufnahme mit rot weißem Baustellenband gesäumt, grob entwickelt mit grobem Korn und entsättigten Farben
zweimal ein Kopfportrait desselben Mannes, kleiner und klarer und daneben größer und mit mehr Transparenz, lila Hintergrund, oben links großes schwarzes Dreieck

Die Zeit heilt alle Wunden. Individualität verblasst. Depression macht unsichtbar.

Person nackt im Spiegel, hockend in schwarzweiss, im Hintergrund in rot Handtuch Seife und ein Babyfoto im roten Rahmen
Collage mit Fotos von immer derselben Frau, auch mehrfach auf einem Foto, irgendwo klein im Bild und unscheinbar ein kleiner Junge

Ursachenforschung. Als alles begann.

Kopfportrait einer Frau, verhüllt und mit netzartigem Stoff verschleiert, orangerot eingefärbt
Mann in schwarz mit grünem Lampenschirm, der den Kopf verdeckt, hält eine Fernbedienung in der Hand, im Hintergrund ein schief hängender leerer Bilderrahmen und ein Brautkleid an der Wand hängend
Mann im Vordergrund, teils scharf, teils unscharf abgebildet mit Hand in Richtung Brustkorb, Kopf verfremdet, im Hintergrund eine Wand mit drei Bildern, Licht hinter dem Mann, Schatten an der Raumdecke
Collage, Herz in roter Wasserfarbe davor Noppenfolie und schwarzer Balken, im Vordergrund eine grüne Form mit rattenartigen Schatten darauf

Bisher habe ich Ihnen als Betrachter immer ein paar Worte zu den zugegebenermaßen nicht immer leicht verdaulichen Fotos mit auf den Weg gegeben. Damit möchte ich an dieser Stelle für die 4 Fotos oben und die folgenden 8 Fotos brechen. Die gesamte Arbeit ist eine sehr persönliche und ja, natürlich finde ich zu jedem der Fotos erklärende oder wenigstens begleitende Worte. Doch geht es, wie eingangs erwähnt, im Zusammenhang mit dem Thema Depression auch um Kommunikation. Alles kann immer in bestimmte Richtungen gelenkt werden. Oder man lässt es eben frei interpretierbar. Was sehen Sie in diesen Fotos? Was macht was mit Ihnen? Schreiben Sie mir! Gerne an die speziell für diesen Zweck eingerichtete E-Mail-Adresse depression-im-dialog@manfredfalk.de. Ich freue mich über jede Zuschrift und bemühe mich, zeitnah darauf einzugehen.

Vielen Dank, dass Sie mir bis hierher gefolgt sind. Abschließend noch ein paar Möglichkeiten für Betroffene oder Angehörige, einen Schritt in den Dialog zu gehen:

Der erste Weg sollte zur Hausärztin / zum Hausarzt führen. Ist dieser erste Schritt getan, gibt es eine Reihe von Hilfsangeboten. Fast alle gesetzliche Krankenkassen bieten Hilfe. Dazu hier noch ein paar Links, selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Sehr gutes Angebot für Betroffene und Angehörige.

Deutsche
Depressionsliga e. V.

Die Deutsche DepressionsLiga e.V. ist eine bundesweit aktive Patientenvertretung für an Depressionen erkrankte Menschen. 

LVR Klinikverbund

Der Landschaftsverband Rheinland bietet neben dem stationären Klinikangebot auch Plätze für Tageskliniken an.

B.I.S. Brüggen

B.I.S. e. V. – Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Kreis Viersen

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen